V. AUSBLICKE.

Das mir nun als gelöst erscheinende Problem der Identifizierung der Somapflanze erlaubt es, auch andere, verwandte Themen von einem neuen Blickwinkel aus zu betrachten, wie z.B. folgende:

4. Zur göttlich verehrten Wabe gehören auch göttlich verehrte Bienen. - Die Maruts gelten schon für den RV als merkwürdige Gruppe göttlicher Wesen mit enger Beziehung zu Rudra (Dandekar 1953:103). Meistens werden sie als Sturmgötter gedeutet. Da nun die Wabe von A. dorsata als wohl bevorzugte Somapflanze des RV entdeckt wurde, fand ich es aufschlußreich, den Index zu Geldners RV unter dem Stichwort „Marut“ durchzugehen. Ich finde darin sehr viel, was auf Merkmale von Bienen einer Kolonie der Felsenbiene hinweist. In diesem Sinne ganz positiv zu wertende Angaben scheinen mir die folgenden zu sein, die sich oft schon selbst erklären: Die Maruts sind ein „Geschwader“ (RV 5,53,11) oder „Schwarm“ (5,56,5) „buntgezeichneter“ (5,52,15) aber „gleichfarbiger“ (7,57,3), „gleichartiger“ (1,69,8), „altersgleicher“ (5,59,6), „schönberingter“ (8,20,4; helle Ringe am Hinterleib) Individuen, die „mit den Armen fliegen“ (1,85,6; Flügel als Arme betrachtet, Abb. 31). Sie sind „Kuhgeborene“ (1,85,3, Wabe als Kuh), „das Euter der Prishni Melkende“ (2,34,10, vom Honig der Wabe lebend), „kampflustige“ (1,64,12) „Sonnenmänner“ (5,54,10; Bienen sind sonnenhungrig), „Brüder“ (5,60,5) und „Söhne der Prishni“ (1,23,11; der "Bunten" = Wabe), „der Aditi“ (10,77,2; Wabe als Symbol der Göttermutter), aber auch „von Rudra im Euter der Prishni erzeugt“ (2,34,2; der „Bienenkönig“ könnte als ihr Vater gesehen worden sein). Sie tragen „Lanzen“ (1,37,2; Stacheln, Abb. 32), „goldene Zahnreihen“ (5,54,11; Mandibeln, Abb. 33) und „Goldmünzen“ auf der Brust (5,52,6; gelber sternaler Thoraxteil, Abb. 34).

Abb. 31
Abb. 32
Abb. 33
Abb. 34

 

Sie sind eine „tändelnde Schar“, (1,37,1.5), „sich leckend“ (8,20,21; eine Lieblingsbeschäftigung sozialer Insekten), „eifrige Aufpasser“ (9,73,3,A; wehe dem, der sie stört) und mit „ihrem Brausen“ (5,54,8) sind sie wohl „die Barden Indras“ (1,19,4). Sie schütteln die glänzende Pippalafrucht vom Himmel (5,54,12, die goldene Wabe mit Honig). Dies können sie auch, denn sie „tragen den Honig wie ihren leiblichen Sohn“ (1,166,2; Honig von Geldner als Regen gesehen), den „Lebensbalsam“ (5,57,6). Das Bienenvolk braucht aber auch einen „König“, wie früher die Bienenkönigin oder Bienenmutter meistens gesehen wurde. Wer ist er im RV? Ich finde es richtig, daß Rudra der Vater der Maruts genannt wird. Nicht nur weil von den Maruts zu lesen ist, daß sie „einen guten König bringen“ (5,58,4) oder „dem Volk einen rührigen, vollendeten König erzeugen“ (9,58,4), sondern auch weil

Abb. 49: Rudras „Nachfolger“ Shiva soll auf Kupferplättchen der Harappazeit erkannt worden sein , wo er in meinen Augen aber Insektenfühler statt Hörner von Boviden trägt.

 

Es dürfte sich lohnen, nachzuforschen, ob sich hinter diesem „Bienenkönig“ wirklich der „Heuler“, „Brüllende“ und „Rotbraune“ verbirgt, der, wie Indra, mit seiner Waffe Tod und Verderben bringen kann, der aber auch alle Heilmittel, nämlich den fast alle Krankheiten besiegenden und die Unsterblichkeit garantierenden Honig in Händen hält. Der RV läßt mich die Maruts klar als Bienen erkennen. Warum werden sie darin aber auch oft mit Vögeln verglichen? Als Sturm- oder Gewittergötter konnten sie deswegen gesehen werden, weil sie den Monsun durch ihr Kommen oder Gehen ankündigten. Wie Vogelschwärme oder „wie Falken fliegend“ (1,165,2) überquert ein solcher Schwarm aus den größten Honigbienen ja auch Gebirge.

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