IV. AUSSAGEN IM RV UND BIOLOGIE INDISCHER HONIGBIENEN.

Bei folgenden Themen sehe ich Zusammenhänge zwischen Inhalten des RV und unseren Kenntnissen von Honigbienen des Subkontinents:

7. Die Somapflanze wird noch heute am Fels oder Baum erbeutet. - „Soma half uns gnädig mit seinem Licht, durch das unsere ortskundigen Manen der Vorzeit das Licht fanden und dem Felsen die Kühe raubten (RV 9,97,39, Hillebrandt). Besser soll nach Hillebrandt Oldenberg übersetzt haben: „durch welche sie...auf die Kühe hin...den Felsen gebrannt haben.“ Vergleicht man die häufig beschriebene Erbeutung der Waben von A. dorsata in heutiger Zeit mit diesem Vers, dann ergeben sich für mich auffallende Parallelen. Ich folge im hier sehr kurz gefaßten Text besonders dem wegen seiner Farbfotos preisgekrönten Buch von Valli und Summers (1988) über Honigjäger der Gurungs in Nepal. Die einem Himmelfahrtskommando gleichende Honigjagd erfolgte in diesem Fall allerdings bei Tage, einfach, um besser fotographieren zu können. Eine etwa 60 m lange Bambusleiter wird zum Felsen mit Bienenkolonien geschleppt (Abb. 12) und oben festgemacht. Der mit Mantras gegen Stachelgift, giftigen Honig und dem Wissen um die Göttlichkeit oder das Dämonische der Bienen ausgestattete, durch Bekleidung nur wenig geschützte Honigjäger, läßt sich zu den „Braunen“ hinab, die wie mit einem dichten Mantel aus Bienenleibern die goldene Wabe schützen.

Abb. 12: Eine etwa 60 m lange Bambusleiter wird zum Felsen mit Bienenkolonien geschleppt. Abb. 13; links unten Teil der mannshohen Wabe

 

Mich erinnert dieses Bild an einen Stierkampf. Die heutige Art der Honigjagd gleicht ganz der durch indische Felszeichnungen (Abb. 15) belegten Erbeutung der „Honigkühe“ durch frühgeschichtliche Menschen.

Abb. 14: Die „Zitadelle“ mit etwa 60000 „lanzenbewehrten Verteidigern“ von Hornissengröße ist für den Honigjäger sturmreif . Abb. 15: das von mir schwarz markierte, mit der Spitze nach unten gerichtete Dreieck ist der a-çú

 

Durch Rauch werden die Bienen vertrieben (Abb. 16). Der Bienenbrut, Pollen und neue Zellen enthaltende Teil der Wabe (Abb. 17), in dem ich links unten auch die von der Peripherie bis zum Zentrum verlaufenden „Strahlen“ hervorgehoben habe, wird abgetrennt, zu wartenden Stammesgenossen hinuntergelassen und wie das Fell eines größeren Tieres zum Dorf getragen (Abb. 18). Der wegen seiner tiefen, röhrenförmigen Honigzellen viel dickere obere Teil, der eigentliche a-çú oder die „Wurzel“, wird mit einem an der Spitze der langen Bambusstange befestigten Messer zerschnitten und in einem am Seil hängenden Korb gesammelt (Abb. 19).

Abb. 16
Abb. 17

Abb. 18

Abb. 19

 

Honigwaben, aber auch Brut enthaltende Wabenteile werden mit der Hand ausgepreßt. Die weißliche „Milch der Biene“, hier mit Saft aus Wabenbrut vermischt, sammelt sich in einem Behälter (Abb. 20). Die so unter Lebensgefahr erbeuteten „Reichtümer“ an Honig und Wachs können verkauft werden. Eine mondhelle Nacht wird genutzt, um die darin orientierungslosen Bienen zu überlisten. Die Vorgänge an hohen Bäumen sind sehr ähnlich, man klettert nur von unten nach oben (Abb. 21). Abb. 18 verdeutlicht mir, warum im RV vom „Fell der Kuh“ oder vom „Fell des Bullen“ oder, neutral, vom Fell des Süßtrankes (5,33,7) zu lesen ist: Das „Fell“ war das mächtige Wachsgerüst der Wabe, das auch die „rötliche Behausung des Saftes“ ist (RV 10,144,5), der „sich nach unten öffnende Brunnen“ (RV 8,72,10), die nie ausschlagende Kuh (RV 6,48,11) und der Wagen, der tatsächlich durch die Seihe gehen kann.

 

Abb. 20: Die weißliche „Milch der Biene“, hier mit Saft aus Wabenbrut vermischt, sammelt sich in einem Behälter . Abb. 21

 

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